Vom 26.04. bis 28.04.2024 absolvierte Jonas Keil, Projektingenieur für Umweltplanung, im Natur- und Freizeitzentrum Töpelwinkel in Döbeln erfolgreich eine Weiterbildung zum zertifizierten Ameisenheger.
Dieses Seminar über den Ameisenschutz im Freistaat Sachsen war das Erste, welches von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt Akademie und Dozenten der Ameisenschutzwarte des Landesverbandes Sachsen e.V. durchgeführt wurde.
Worin besteht jedoch die Aufgabe eines zertifizierten Ameisenhegers?
Hügelbauende Waldameisen stellen nach Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Arten dar. Es ist verboten, wildlebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut- oder Zufluchtsstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.
Wenn ein oder mehrere Nester einer besonders geschützten Art im geplanten Baufeld eines Vorhabens liegen, muss ggf. eine Umsiedlung unter Anleitung eines Ameisenhegers stattfinden. Somit kann die Zerstörung des Nestes der Ameisenkolonie durch ein Bauvorhaben verhindert werden.
Liegt eine Ausnahmegenehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde vor, muss durch den Ameisenheger in Abstimmung mit den jeweiligen Behörden ein passender Ersatzstandort für das umzusiedelnde Ameisennest gefunden werden. Hierfür sind Flächen vorzuziehen, welche ähnliche Verhältnisse bzgl. Besonnung und Baumartenausstattung wie der ursprüngliche Standort aufweisen.
Nach Vorlage der Zustimmung der Naturschutzbehörde wird am Umsiedlungstermin wie folgt vorgegangen: Der Ameisenheger stellt sicher, dass die notwendigen Utensilien für die Umsetzung vorhanden sind, u.a. Fässer, in welchen die verschiedenen Schichten des Ameisennestes transportiert werden, sowie Schaufel, Handbesen, Brechstange, Arbeitshandschuhe und Zucker als Anfütterung.
Das jeweilige Nest bzw. der Ameisenhügel wird nun zu Beginn der Umsiedlung ringsum grob von störender Vegetation u.ä. befreit. Dann geht´s ran ans Nest. Die unterschiedlichen Schichten werden per Hand abgetragen und in die jeweiligen Fässer gebracht. Die Ameisen wittern natürlich die „Zerstörung“ ihres Nestes und wehren sich durch Bisse und Versprühen von Ameisensäure. Im Nestkern findet sich oft ein hohler Baumstumpf, in dem die Königin und zahlreiche verschiedenen Entwicklungsstadien wie Larven, Eier und Puppen des Ameisenvolkes zu finden sind.
Nachdem die einzelnen Schichten des Nests in den Fässern an den neuen Standort gebracht wurden, werden diese in umgekehrter Reihenfolge über einem geeigneten Holzstubben ausgebracht. Zu guter Letzt wird noch reichlich Zucker ausgebracht, um den umgesetzten Ameisen eine erste Nahrungsgrundlage zu geben.
Anschließend müssen sowohl der Altstandort als auch der neue Standort noch mehrere Male untersucht werden, um den Zustand zu prüfen. Wenn keine bzw. nur sehr wenige Ameisen am Altstandort zu finden sind und sich die Ameisen am neuen Standort etabliert haben, kann von einer erfolgreiches Umsiedlungsmaßnahme gesprochen werden.
Alle Schritte einer Ameisenumsiedlung werden vom Ameistenheger sorgfältig protokolliert und dem Auftraggeber und der Naturschutzbehörde übermittelt.